Donnerstag, 20. Oktober 2011

Ein stiller Freund

Jeden Morgen wenn ich aus dem Fenster schaue, fällt mein Blick auf einen alten, starken Nussbaum, der trotz seines hohen Alters sich immer höher in die Lüfte zu strecken scheint. In der Morgen- und der Abenddämmerung sitzen regelmäßig zwei Krähen im Geäst seiner Krone. Selten habe ich diesen Baum ohne seine Gäste die Beiden "Dämmerungskrähen", wie ich sie nenne gesehen. Still steht er da der Baum. Eigentlich hat er nichts von dem was nach gewöhnlichen Maßstäben als besonders schön bezeichnet wird. Ich habe in meinem Leben schon viel würdigere Bäume gesehen. Dennnoch ist in dieser allmorgendlichen Szene und am Abend etwas seltsam Bewegendes, dieser alte Baum strahlt eine eigenartige Atmosphäre der Verlassenheit aus. Ich fragte mich lange warum gerade dieser Baum so einen starken Eindruck auf mich macht. es ist wohl seine stille Aktivität, sein Baumgeist den er ausstrahlt. Ich erfahre von ihm etwas, das nicht allein Intelektuell, nicht allein sinnlich und emotional genannt werden kann. Es ist seine Ganzheit die sich frei und furchtlos in die Ganzheit des Universums zu strecken scheint. Dieser Baum ist mir Sinnbild für den kosmischen Menschen. Er ist Lebensbaum und Kraftbaum in Worten nicht erfahrbar und mitteilbar. Unser Alltagsleben ist ja mit Denken und Analysen beschäftigt, als das die meisten Menschen noch den Geist von Bäumen erfahren können, sie wollen es ja auch nicht. Dieser Baum hatt jeden Morgen eine Mitteilung für mich, die lautet: Halt inne und schaue! Es ist das Schauen des eigenen ursprünglichen Angesichts das ich in ihm zu erkennen glaube, als sei ich selbst einst ein Baumwesen gewesen. Dieser alte Baum mahnt mich das ich nicht unter der Oberfläche der Dinge versinke. Er ist mir ein sehr guter Freund, vor allem ein schweigsamer.
hukwa