Montag, 21. November 2011

Mystischer Morgen

Heute morgen bin ich sehr früh in den Wald gegangen. Auf einer kleinen Waldlichtung ließ ich mich nieder, über mir thronten die Wipfel mächtiger Fichten, neben mir wuchsen kleine Zitterpappeln und Faulbeerbäumchen. Moos und Farngeruch lag in der frühen Morgenluft, ein Täuber gurrte sanft und ein Kleiber piepste leise. Ein herrlicher Morgen, ein göttlicher Morgen, zog es durch meine Gedanken,ja, göttlich ist der richtige Ausdruck. Ich fühlte es mit irgend etwas das in mir wirkte das mir bekannt und unbekannt zugleich war. An einem solchen Morgen im Wald kann man das Wesen Gottes begreifen. Man kann es fühlen, vielleicht sogar sehen. Der Verstand sucht das Wesen Gottes durch Aussagen darzustellen, doch damit ist er ausser Gott. Die wahre Gotteserkenntnis liegt im Eingehen zu Gott und im Handeln aus Gott. Im Begreifen der Inneren und Äußeren Natur, die äussere Natur als eine Analogie zur inneren Natur des Menschen. Gott mag uns dann erscheinen wie ein vielfältiger Kristall, er spiegelt sich immer wieder neu, vom dunklen schwarz bist zum hellsten Licht. In allen Berechnungen und Farben, denn er ist aller Dinge Wesen. Jetzt im Moment ist er in diesem Kleiber, dem mein Auge folgt. Er ist in der Made die der Vogel aus der Rinde zieht, und er ist in dem Stamm an dem der Kleiber klettert. Er ist in der uns umgebenden Natur. Er ist das Nichts und das Alles. das nichts freilich ist im gewöhnlichen Verstehen leere Nichtigkeit, es kann auch die ganze Erfüllung die höchste kreaturlose, eigenschaftslose innere Wirklichkeit sein. Die ewig Schauende Seele findet in der Natur das Wesen der Gottheit. Ein Morgen wie der heutige bringt in mir wieder jenes Gefühl zum flammen, das den Nährstoff für die persönliche Mystik bildet. Nur in der Natur können wir zum Einen finden.