Sonntag, 11. November 2012

Aufstieg und Fall der Hohenecker - eines katholischen Adelsgeschlechts


Zu den Dorfschaften  der Hohenecker im heutigen Landkreis Kaiserslautern gehörten: Hohenecken, Espensteig, Vrondau (frühere Bezeichnung für Breitenau), Siegelbach, Stockborn (früher Stockwill) und Erfenbach mit Lampertsmühle. Auch das zwischen der Gemarkung von Hohenecken und Siegelbach gelegene Gebiet von Vogelweh und Lichtenbruch sowie Einsiedlerhof gehörten zum Herrschaftsgebiet der Hohenecker. Die Herrschaft Hohenecken verfügte somit über ein Gebiet das nach heutigem Flächenmaß etwa 4000 ha groß war. Nach einer späteren Abtretung von Vogelweh, Einsiedlerhof und Lichtenbruch umfasste das Gebiet etwa 3000 ha. Die Reichsritter von Hohenecken waren jedoch außerhalb ihres Gebietes auch noch begütert.
Der Landbesitz der Hohenecker befand sich also im Herzstück jenes Raumes um Kaiserslautern dass am längsten Königsland blieb. Bis Heute nennt man jenen Landstrich das „alte Reichsland“ und ein Teil des sich dort befindlichen Waldes den „Reichswald“. Das Kernstück dieses Gebietes zieht sich über Weilerbach, Ramstein, Steinwenden bis zum Glan und von Kaiserslautern die Lauter hinab bis über Wolfstein hinaus. All diese Orte liegen nahe dem ehemaligen  Königshof Lautern welcher bereits im Jahre 985 Zoll, Markt und Bannbulle hatte. Daran erinnern auch noch die Namen Königsbach (heute Kindsbach) und der Königsberg bei Wolfstein. Das weitere Land wird Westrich genannt was einst nichts anderes bedeutete als Westreich.
Die einstigen Siedlungen und Ortschaften die den Hoheneckern gehörten sind nicht alles Gründungen dieses Geschlechte sondern zum Teil ehemalige Besitztümer der Leininger die diese an die Hohenecker abtraten. Für den Bereich des Reichswaldes um Kaiserslautern spielten die Leiniger eine sehr wichtige Rolle und wir können davon ausgehen, das dies schon vor dem Jahre 1128 so war, also vor der Zeit da die Leininger das erste mal urkundlich erwähnt wurden. So gehen Erfenbach und die Lampertsmühle auf eine Gründung der Leininger zurück, Siegelbach ist eine Gründung der Hohenecker
. Das Geschlecht der Hohenecker war aufs engste mit dem deutschen Ritterorden verbunden, der im 12.Jahrhundert zur Zeit der Kreuzzüge gegründet worden war. Reinhard von Lautern der erste „Hohenecker“ hatte die Ordenskonturei Einsiedel, den heutigen Einsiedlerhof bei Kaiserslautern, gegründet und auch die nachfolgenden Junker von Hohenecken beschenkten immer wieder ihre Stiftung.. Im Jahre 1393 überließen sie der Konturei Einsiedel ein Gut, das sie in Siegelbach besaßen.
Das“ Deutschherrenordenhaus St. Maria zum Einsiedel“ an der alten Königsstrasse beim heutigen Einsiedlerhof verdankte seine Entstehung den von den ersten Hoheneckern bei den Kreuzzügen ins Heilige Land gewonnenen Erfahrungen. In diesen Orden wurden nur Deutsche von gutem Adel aufgenommen. Ihre Mietglieder nannten sich deutsche Ritter, deutsche Herren und legten ein Gelübde des Gehorsams, der Keuschheit und Armut ab. Als offizieller Gründungszweck wurde angegeben Verteidigung des heiligen Landes gegen Ungläubige, Schutz der Pilgrime und Pflege der Kranken. Die Ordenskleidung bestand aus einem schwarzen Oberrock mit weißem Mantel, auf welchem ein schwarzes abgestumpftes Kreuz mit einem silbernen Kreuz angebracht war.  Das Oberhaupt des Ordens, der Hochmeister, auch Deutschmeister und Großmeister genannt, wohnte anfänglich zu Jerusalem, später nach verschiedenen Orten ließ sich der Orden um 1527 in Mergentheim in Schwaben nieder. Im Gebiet unserer heutigen Pfalz bestanden zwei Kontureien Speyer und Einsiedel. Das Ordenshaus Einsiedel gehörte zum alten Bistum Worms, es war mit festen Ringmauern umgeben und hatte eine Kirche mit Turm. Hinter der Kirche befanden sich die Wohngebäude und gleich daneben das Krankenhaus. Dieses Spital war für die Armen, für die Pilger und für die auf der Reise Verunglückten bestimmt, denen Herberge und Pflege angeboten wurden.

Die Grenzen der Hohenecker verliefen auch auf damaligen Trippstadter Gebiet nämlich direkt beim Jaghausweiher. Hier stießen im Mittelalter die Herrschaften Wilenstein mit Hohenecken und dem Reichswald zusammen. Dieser Landschaftsteil ist alter Kulturboden den hier stand einst des Kaisers Jagdhaus, daher auch der Name des Waldteiches, nämlich Jagdhausweiher. Auch der Bach der hier fließt, der Rohmbach und der dem tal den Namen gibt war im Besitz der Herrschaft Hohenecken.
Dazu schreibt Daniel Häberle in der Zeitschrift „Der Pfälzerwald“, Heft 6/1906:

„Während ihrer einflussreichen Stellung als Reichsschultheißen in Lautern hatten sie es wohl verstanden (die Hohenecker), zur besseren Ausnützung von Jagd und Fischerei sich am Bergabhang einen Streifen vom Reichswald und das Tal bis zur Mittelbach, die in ihrem weiteren Verlauf als Moosalb, Steinalb und Schwarzbach bis zur Biebermühle die Reichslandgrenze bildete, als Lehen zu sichern. Es ist dies der selbe Bezirk, welcher schon 1401 von König Rupprecht dem Ritter Reinhard von Hohenecken mit dem Dorfe Espensteig und der halben Bach daselbst (=Mutterbach) als Lehen bestätigt wurde. In der Lehensurkunde Beymonds von Hohenecken kommt 1404 noch der Hesselberg mit seinem Zubehör dazu. Das ganze scheint die Mark des alten Dörfchens Espensteig gebildet zu haben, ehe es aus dem verband des Reichswaldes abgetrennt und den Hoheneckern verliehen wurde.  Den Rest dieser alten Dorfmark bildete zum Teil der 1030 Hektar große Kellereiwald, der nach der franz. Revolution an Kurpfalz zurückfiel und dann wieder an den Reichswald angegliedert wurde.“


Das Geschlecht der Ritter von Hoheneck (vorher: von Lautern) soll ursprünglich in bischöflich wormsischen Diensten gestanden haben. Es soll aus einem Grundbesitzergeschlecht der Rheinebene stammen und von Worms durch Kaiser Barbarossa auf die Kaiserpfalz Lautern gekommen sein. Das Geschlecht nannte sich bis zum Jahre 1219 „von Lautern“, von da an teils „von Hoheneck“, teils „von Lautern“, ab 1250 aber nur noch „von Hoheneck“. 

 Ludwig Mahler schreibt in „Burg und Herrschaft Hohenecken“: „Als Stammvater wird ein Jobst (Jost) von Hoheneck auf Burg Hoheneck schon 1090 erwähnt. Da aber zu dieser Zeit die Burg Hoheneck noch nicht bestand, ist anzunehmen, dass diesem ebenso wie anderen Namensträgern, in den Stammtafeln und den diesbezüglichen Werken der Heimatliteratur bzw. der heimatkundlichen Forschung, der Name „von Hoheneck“ nachträglich entsprechend der späteren Namensbezeichnung der Nachkommen beigelegt wurde. Dieser Jost war mit Elisabeth von Stein vermählt und soll 1092 verstorben sein. Ein Bruder wird als Abt Landolphus von Hoheneck 1048 in Kempten verzeichnet. Dieser wird in der Stammtafel von Humbracht mit dem Beinamen der „Rheinstädter“ geführt, so das man hieraus auf die Wormser Herkunft schließen darf“. 

Der bedeutenste unter den Vorfahren der Hoheneck war zweifellos der Hofbeamte Heinrich, der sich 1177 noch „Heinrich von Lautern“ nennt. Er war von 1184 bis 86 Marschall bei Kaiser Barbarossa und hatte als solcher die Leitung des inneren Heeresdienstes: von 1187 – 91 wird er als Kämmerer, von 1191 – 97 als Schenk, dem die Oberaufsicht, über die Kaiserlichen Kellereien und Weinberge oblag verzeichnet. Er begleitete die Herrscher nach Burgund, Süditalien, Sizilien und dem niederrheinischen Kaiserwerth. 
Dieser am Hofe des Kaisers im 12. Jh. wirkende „Hohenecker“ war ein Sohn von Jost von Hohenecken bzw. „von Lautern“, und hatte drei Brüder (Reinhard, Siegfried, Johann), die alle in Diensten des Reiches standen. Von diesen gilt Reinhard als eigentlicher Ahnherr des Hauses Hoheneck. Er verstarb 1218. 
Reinhard von Hoheneck, Sohn von Reinhard, war ebenfalls wie sein Vater Schultheiß des Königs in Lautern, er wurde auch Reichsschultheiß genannt, da er zugleich für das Reichsland um Lautern zuständig war. Seinen Wohnsitz hatte er in der kaiserlichen Burg in Lautern, während sein Bruder Siegfried die Stammburg in Hohenecken bewohnte. Das Amt des Schultheißen war von 1216 – 1276 ununterbrochen im Besitz der Hohenecker (Reinhard I bis 1218, Reinhard II bis 1251, Siegfried II bis 1260 und Reinhard der III bis 1276).
Siegfried von Hoheneck, Sohn von Reinhard war nicht nur Reichschultheiß von Lautern sondern auch von Hagenau (1252). Ein solches Doppelamt war zu jener Zeit nichts besonderes und ist auf die engen administrativen Beziehungen zwischen dem elsässischen und pfälzischen Reichsgut des 13. Jh. Zurückzuführen. Der letzte Hohenecker Schultheiß von Lautern war ebenfalls ein Reinhard mit Namen, er war vermählt mit Kunigunde von Homburg, er wurde 1269 als Reichsdienstmann zum Hüter der Reichsinsignien auf den Trifels bestellt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst (1276) waren die Hohenecker nur noch als Burgmannen auf der Kaiserlichen Burg in Lautern.
Eine besondere Verbindung pflegten die Hohenecker auch zu dem Orden der Franziskaner in Kaiserslautern. Über die Predigertätigkeit der Franziskaner im Herrschaftsbereich der Hohenecker berichtet uns der Zeugnisbrief des dortigen Burgvogtes vom 13. Juni 1628. Johann Heinrich Schiratz so der Name des Burgvogts schreibt dass die Franziskaner „wahre Reformatoren des ganzen Ortes und der Herrschaft Hohenecken“ seien. Lange zeit betreuten die Franziskaner die Herrschaft Hohenecken, nachdem schon seit längeren Zeiten innige Bande zwischen der Herrschaft der dortigen Burg und dem Franziskanerkonvent in Lautern bestanden. Die Seelsorgverpflichtungen dauerten sogar noch lange Zeit nach der Vertreibung der Bettelmönche aus Kaiserslautern im Jahre 1652 fort.
Als 1631 das schwedische Heer in Kaiserslautern einmarschierte blieb den Franziskanern nichts übrig als zu flüchten, wahrscheinlich nahmen auch manche Kreise aus der reformierten Bevölkerung  eine drohende Haltung gegen sie ein. Und wieder bewiesen sich die Hohenecker ihren Franziskanischen Freunden als Helfer und Beschützer, doch auch aus der Bevölkerung der Herrschaft Hohenecken kam Hilfe für die verfolgten Franziskaner.  Nach einem Bericht der Leo – Chronik (Bericht eines unbekannten Priesters) flüchtete ein Pater nach Espensteig bei Hohenecken und übernachtete dort bei einem alten Mann namens Raab. Von ihm erhielt er auch weltliche Kleidung, um sicher fortkommen zu können.
Auf ihrer Flucht aus Kaiserslautern nahmen die Franziskaner auch einen Teil ihrer Bibliothek mit. Ihre Klosterchronik wurde 1642 auf Burg Hoheneck wieder aufgefunden, was wiederum für das Vertrauen spricht das zwischen Hoheneckern und den Franziskanern bestand. Die Katholiken der Stadt Lautern nahmen damals an den Gottesdiensten in Hohenecken oder Landstuhl teil, da sie in Lautern der Schikane ausgesetzt waren. Trotz der vielfachen Erschwernisse zogen die Katholiken aus Lautern an den Sonntagen nach Hohenecken um der katholischen Messe beizuwohnen. Ständig mussten sie dabei mit Schikanen der städtischen  Torhüter rechnen. Wenn sie früh die Stadt zum Gottesdienst in Hohenecken oder Landstuhl verlassen wollten waren die Stadttore meistens noch verschlossen oder nur in Richtung Hochspeyer geöffnet. Diejenigen die den Gottesdienst in Hohenecken besuchen wollten, wurden verschiedene Male zu Pferd oder zu Fuß verfolgt, auf den Marktplatz der Stadt zurückgebracht und dort so lange festgehalten, bis die Zeit zum Gottesdienst verflossen war. Dieses Schicksal erfuhren auch der Ratsherr und Wirt „zum Bock“ in Lautern, Johannes Leonard Kehl und die beiden Bürger Johann Müller und der sogenannte Daconenhans.
Am 26. Oktober 1656 beschwerte sich der Leinenweber Johann Reinhard im Namen der übrigen Katholiken vor dem Rat der Stadt dass sie nicht aus der Stadt herausgelassen würden, um die Gottesdienste in Hohenecken zu besuchen. Der Rat versprach lediglich, die Sache zu untersuchen, ob vielleicht ein Befehl von höherer Stelle vorliege. Auch am 15. November 1658 beklagten sich einige katholische Bürger darüber, sie könnten Sonntags vor 8 Uhr nicht aus der Stadt kommen, um nach Hohenecken in die Kirche zu gehen. Wie lange diese Repressalien gegenüber der katholischen Bevölkerung fortdauerten ist nicht bekannt.
In der Schlosskapelle zu Hohenecken konnten die Gottesdienste unter dem Schutz des katholischen Freiherrn  Philipp Franz Adolf von Hohenecken jahrelang ohne besondere Zwischenfälle abgehalten werden. Was wiederum von dem alten Einfluss der Hohenecker ausging.
Nach Ausbruch des pfälzisch – Lothringens Krieges, des sogenannten Wildfangstreites , nahm Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz im August 1668 auch Landstuhl ein. Die dortige Burg wurde, ebenso wie in Hohenecken zerstört. Den Katholiken wurde nunmehr die freie  Ausübung ihres Glaubens verboten. So fanden die Tätigkeiten  der Franziskaner in Kaiserslautern und Umgebung ihren Niedergang mit dem Untergang der Hohenecker.

Die Linie des Reinhard von Hoheneck konnte sich bis ins 19. Jh. Fortpflanzen.
Nach einer hundertjährigen Glanzzeit, in der die Hohenecker am Hofe der Kaiser höchste Würdenträger waren, fallen sie langsam aber stetig zur Mittelmäßigkeit ab. Bereits gegen Ende des 13. Jh. wird der Niedergang des Geschlechts deutlich bemerkbar. An Stelle der früheren zahlreichen Schenkungen und Stiftungen, treten jetzt Verkäufe von Gütern und Rechten als sichtbares Zeichen für den Geldmangel dieses alteneingesessenen  Adelsgeschlechts.
Gemeinsam mit den „Montfortern“ regierten die „Hohenecker“ über Jahrzehnte als Dienstmannessippen in Lautern. Zwischen Mai 1158 und August 1310 gibt  27 urkundlich einwandfrei bezeugte Aufenthalte römischer Könige und deutscher Kaiser in Kaiserslautern. Was für die Macht der damaligen „Hohenecker“ spricht. Noch nach 1280 prägt der Abt des Klosters Limburg Lauterer Pfennige. Die Ausübung des Münzregals war Privileg des herausragendsten ortsansässigen  Ministerialengeschlechtes, derer von Lautern – Hohenecken. 
Reinhard  III von Hohenecken sank vom Reichslandverweser im Speyergau und Augapfel des römischen König Richard, dem er 1269 sogar die Hochzeit hatte ausrichten dürfen, in die Mittelmäßigkeit ab, heute würde man sagen, er endete als Bankrotteur. 
hukwa


Lit. Hinweise:
Ludwig Mahler: Burg und Herrschaft Hohenecken 
D. Häberle: Das Reichswaldgebiet: Recht der hoheneck. Dörfer (Pf.Geschichte: B.1 1906.) 
D. Häberle: Das geleitrecht d. Grafen v. Leiningen:  (Pf.Geschichte; 1905)
E. Christmann: Die Siedlungsnamen der Pfalz
H. Friedel: Hohenecken: Geschlecht, Burg, Dorf.
P. Schlager: Geschichte der Franziskaner in der Pfalz