Einst
waren Hirschkäfer in Mitteleuropa so häufig, dass jedes Kind die
Geweihe der gestorbenen Tiere sammeln konnte. Heute sieht man den
„Schröter“, wie der Hirschkäfer auch noch genannt wird, höchst
selten! Er musste sogar in die „Rote Liste der gefährdeten
Tierarten“ aufgenommen werden. Da man heute in den Wäldern wieder
mehr Altholz und vermodertes Stammholz vorfindet, hat auch der
Hirschkäfer eine größere Chance zu überleben. Das Männchen kann
bis zu acht Zentimeter groß werden, das Weibchen errecht immerhin
die halbe Größe. Unverwechselbar sind die Männchen mit ihrem
ausdruckvollen Geweih! Dieses „Geweih“ ist eigentlich der
verlängerte Oberkiefer, mit dem der Käfer hundertmal so viel
bewegen kann wie er wiegt! Exemplare mit einem kleineren Geweih
werden der Gattung „capreolus“ zugeordnet, was übersetzt
„Rehgeweih“ heißt.
Hat
ein Weibchen an einer Eiche eine Stelle gefunden wo Saft austritt, so
leckt es von diesem Saft und verspritzt Kot. Damit lockt sie die
Männchen an. Diese können mit ihren breitgefächerten Fühlern den
Geruch noch weit entfernt wahrnehmen. Kommen mehrere Männchen
gleichzeitig an, so kämpfen sie um das Weibchen wobei der Stärkere
versucht, den Schwächeren mit Hilfe seines Geweihs vom Baum zu
werfen! Dabei geht es aber nicht darum den Gegner zu verletzen oder
gar zu töten, dieser Kampf dient lediglich der Auswahl des
Stärkeren. Kurze Zeit nach der Paarung sterben die Hirschkäfer. Das
Weibchen sucht zuvor noch einen alten Eichenstumpf, oder eine kranke
Eiche auf, wo es nahe beim Wurzelstock seine Eier in die Erde ablegt.
Mit seinen Kiefernzangen gräbt es dabei in das Holz eine Mulde,
indem das tote Holz zu Mulm zerkaut. Daher auch der volkstümliche
Name „Schröter“.
Aus
den Larven, deren Lieblingsspeise der Holzmulm ist, entwickeln sich
die sogenannten „Puppen“. Kurz vor der Verpuppung bauen die
Larven noch eine Puppenwiege. Dabei scheint es, als ob sie schon
wüssten, ob sie einMännchen oder ein Weibchen werden, denn die
zukünftigen Männchen legen die Wiege so groß an, dass ihr noch
nachwachsendes Geweih genügend Platz hat. Es dauert zwischen fünf
und acht Jahren bis der ausgewachsene Käfer seine Kinderstube
verlässt!
Die
erwachsenen Hirschkäfer leben nur einige Wochen. Als Nahrung dient
den Tieren der Saft verschiedener Laubbäume, vor allem der von
Eichen. Der Wald um Trippstadt und besonders Johanniskreuz ist ein
regelrechtes Paradies für diese besonderen Käfer, gibt es hier doch
einen ausgedehnten Eichenbestand! Von Anfang Juni bis Ende August
fliegen sie hier in der Dämmerung auf der Suche nach saftenden
Baumwunden. Da diese Baumwunden oft von Baktierien besiedelt sind,
die den Zucker zu Alkohol vergären, ist es durchaus möglich, dass
ein Käfer nach dem Genuss dieser Speise berauscht vom Baum zu Boden
fällt.
An
lauen Trippstadter Abenden kann es schon Mal vorkommen, dass
plötzlich ein lautes Brummen zu hören ist und ein solch imposanter
Käfer an einem vorbeifliegt oder sich zu einem kurzen Besuch auf der
Terrasse oder im Garten niederlässt. Das ist dann eine wunderbare
Möglichkeit sich diese Tiere einmal, in einigem Abstand, in Ruhe
anzuschauen und zu bewundern!
hukwa
Literatur
Hinweise:
C.P.
Hutter und F.G. Link: Wunderland am Waldesrand
Kosmos
Naturführer Insekten