Sie
ist ein Schmuckstück unserer Wälder, die wunderschöne doch sehr
scheue Wildkatze (Felis silvestris). Selbst erfahrene Naturliebhaber
sind nicht imstande, eine echte Wildkatze sofort mit absoluter
Sicherheit zu erkennen; denn so groß sind die Unterschiede zur
Hauskatze nicht. Das Fell der Wildkatze hat mehr ein „Tigermuster“,
während das der Hauskatze ein „Marmelmuster“ aufweist. Der
verhältnismäßig dicke und buschige Schwanz der Wildkatze spitzt
sich nicht zu, sondern endet stumpf, so dass er wie abgehackt
aussieht. Außerdem ist die Wildkatze etwa ein Drittel größer als
die Hauskatze.
Vor
etwa 18o Jahren, als die Wälder durch den immensen Holzbedarf sehr
ausgelichtet waren und demzufolge Mäuse in großen Mengen
beher-bergten, war die Wildkatze in Deutschlands Wäldern allge-mein
verbreitet. Die Wildkatze stellte nie eine Gefahr für Niederwild
oder Singvögel dar, man hat sie grundlos in den Mittelgebirgen
Deutschlands ausgerottet. Nachdem 1848 die Jagd auf sie freigegeben
war, rottete man sie als „jagd-schädliches Raubtier“ in weiten
Teilen unseres Landes aus.
Mit
der Einführung des Reichsjagdgesetzes von 1934 erhielt die Wildkatze
ganzjährige Schonzeit. So konnten die letzten deutschen Wildkatzen
im Harz und in der Eifel vor der Ausrottung bewahrt werden. Durch
Kriegs- und Nachkriegsbedingte Holzeinschläge in den Mittelgebirgen
verbesserten sich die Lebensbedingungen für die Wildkatze örtlich
erheblich. Auf den vergrasenden Kahlflächen vermehrten sich vor
allem die Mäuse, die Hauptnährtiere der Wildkatze, beträchtlich.
Die Dickungen der Wiederaufforstungsbestände boten ihr sichere
Unterschlupfmöglichkeiten. So konnte sich die Wildkatze auch im
Pfälzerwald in den vergangenen Jahrzehnten wieder vermehren und
ausbreiten.
Obwohl
ihr durch die dunklen Monokulturen unserer Fichtenwälder wiederum
Grenzen gesetzt wurden. Wildkatzen brauchen lichte,
sonnendurchflutete Wälder mit reichlich Unterwuchs. In solchen
Wäldern gibt es viele Mäuse und andere Kleinsäuger, von denen sich
die Wildkatze, wie schon erwähnt, hauptsächlich ernährt. Die
Entwicklung dunkler Wälder und Monokulturen in den sechziger und
siebziger Jahrzehnten war für unsere heimische Wildkatze eine sehr
nachteilige Veränderung ihres Lebensraumes. Sie musste mehr an den
Waldrändern jagen und wurde dort oft als „streunende Hauskatze“
erschossen.
Doch
gerade an den Waldrändern, also in unserer „Kulturlandschaft“
fehlt die ökologische „Planstelle“ eines Lauerjägers. Sie wurde
von der Hauskatze eingenommen, die sich genau so in das natürliche
Artengefüge eingenischt hat wie andere zahlreich eingewanderte
Arten. Es ist daher auch nicht richtig, der Hauskatze ihren Platz in
der Natur abzusprechen. Die vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft,
wie z.B. die Feldflur, hatte ja überhaupt keine feste
Grundausstattung von Arten. Alle Arten mussten sich vielmehr im
Verlauf von Jahrhunderten auf ihre Bedingungen einstellen. Sie kamen
in der Vergangenheit mit der Hauskatze zurecht, und nichts spricht
dagegen, dass sie nicht auch weiterhin mit ihr zurechtkommen werden.
Dass streunende Hauskatzen das ökologische Gleichgewicht stören ist
ein Märchen. Ob das Gleichgewicht einer Landschaft bestehen bleibt
hängt nicht von der Hauskatze ab sondern von uns Menschen.
Auch
für das Überleben unserer Wildkatze wäre es wichtig, dass sie mehr
an den Waldrändern jagen könnte.
Als
Unterkunft wählt die Wildkatze das Wurzelwerk von Bäumen, Fels und
Baumhöhlen, Fuchs- oder Dachsbauten. Wildkatzen leben in ihrem
Territorium (ca.50 ha) als Einzelgänger, treten also nie in großer
Zahl auf. Mit Vorliebe nimmt sie in einer stillen Lichtung, gern auf
einem Baumstrunk sitzend, ihr Sonnenbad. Nur zur Paarungszeit duldet
das weibliche Tier (Kietze) den Besuch des Kuders (männliches Tier).
Wildkatzen betreiben eine besondere Markierung, um Artgenossen von
ihrem Nahrungsrevier fernzuhalten. Wie wir es bei unseren Hauskatzen
so oft beobachten können, drücken sie ihre Duftmarken als
„chemische Hausschilder“ auf Steine oder Grasbüschel. Sie
markieren ihr Revier auch durch Absetzen von Kot an vielen Plätzen,
vor allem an der Reviergrenze. Die Hauptranzzeit (Paarung) liegt im
Februar, März. Da die Kuder untereinander heftige Kämpfe um die
Weibchen austragen, werden meist nur die älteren, starken Männchen
zur Paarung angenommen. Die Neugeborenen wiegen 80-135g. Schon im
Alter von 18 Tagen haben sie ihr Gewicht verdoppelt. Die Jungen
werden vier Monate lang von der Mutter gesäugt. Die Furcht, dass
Wildkatzen gerade in der Zeit in der sie Junge haben, beim Niederwild
Schaden anrichten gilt als völlig absurd. So erkannte man unter
anderem in den Bergwaldungen der Eifel das dort lebende Waldhühner,
die im Bestand durch Biotopveränderungen ohnehin arg bedroht sind,
durch Wildkatzen keiner akuten Bedrohung ausgesetzt sind.
Mit
Glück und viel Geduld kann man in unseren Trippstadter Wäldern eine
Wildkatze zu Gesicht bekommen. Die Tiere lieben lichtdurchfluteten
Mischwald mit Unterholz und sonnenbeschienene Felsen. Das alles
findet die Wildkatze in unserer waldreichen Umgebung.
hukwa