Montag, 13. Januar 2014

Aus den Tiefen der Natur

Die größte Freude, die Wald und Flur uns bereiten, ist die Andeutung einer dunklen Beziehung zwischen Mensch und Pflanzenwelt. Ich bin nicht alleine und unerkannt, schrieb Emerson einmal. Die Pflanzen nicken mir zu und ich grüße zurück. Das Schwanken der Zweige im Sturm ist mir vertraut und unvertraut zugleich. Es überrascht mich und ist mir doch nicht unbekannt. Seine Wirkung ist wie die eines höheren Gedankens oder einer besseren Empfindung, die mich überkommt, wenn ich glaube, Rechtes zu Denken oder zu Tun. Der nach Erkenntnis strebende Mensch, der die Verbindung zur Natur sucht, muss von zeit zu Zeit Haus und Wohnung verlassen, sollte hingehen zum Schoße von Mutter Natur. Aus ihren Tiefen saugend, wir er zur Erkenntnis gelangen. Wir sollten den nächtlichen Sternenhimmel öfters betrachten, schauen was er uns erzählt. Die Lichtstrahlen, die von diesen fernen Welten in unser inneres dringen, werden uns für kurze Zeiten loslösen von allem, mit dem wir in der Verdunkelung unserer Existenz in Verbindung stehen. Die alten Taoisten nannten diesen Weg Wu Wie, er beruht auf tiefgründiger Philosophie, geistigem Streben, Poesie der Natur und Ehrfurcht vor der Heiligkeit aller Wesen und Dinge. In den tiefen Gründen der Natur, ihrer Stille erfahren wir eine Erweiterung unseres Selbst, nähern uns dem fließenden Sinn des Universums um in der Sprache Heraklits zu sprechen. In der Stille der uns umgebenden Natur, unter einem Baum sitzend, können wir wieder jenem Teil der Schöpfung näherkommen, dem wir einstmals entsprungen sind und in das wir einstmals wieder zurückkehren werden. Zu unserem Ursprung, hier liegt unser göttlicher Anteil verborgen, den wir vergessen haben. In den tiefen Gründen der Natur, wo wir dem rauschen der Baumwipfel lauschen, wo noch an manchen Stellen ein klares Bächlein plätschert, eine zauberhafte Quelle sprudelt, beginnt auch unsere innere quelle wieder neues Wasser zu schöpfen. Wo unser Auge im herbstlichen Sonnenschein die Bachforelle im eiskalten Wasser erblickt, als sei sie ein Blitzstrahl unserer Seele, die uns vor Zeiten verloren gegangen ist. Wo sich in wunderschönen Momenten plötzlich eine Weihe aus dem nahen Gebüsch erhebt um majestätisch ihre runden am blauen Himmel zu ziehen, hier sollte das Haus des Menschen sein. Im Wald zu stehen unter einer alten Kiefer, Eiche, oder Buche, mit dem Auge einem Schwarm Zugvögel folgend, die keilförmig nach Süden ziehen, in andächtiger, einsamer Versenkung, des Gefühls eins zu sein mit der alten Mutter Erde, ist das einzige reale Gebet das es wirklich gibt. Der Mensch sollte in der Natur beten, nicht in muffigen Kirchen, wo er nur haltlose Lehren angeboten bekommt. Alle predigten, Lehren, dümmliche Schulmeistereien, aller Neid, Hass und Zorn, verwehen in kürzester Zeit, wenn wir uns der Natur in Liebe preisgeben. Im Identifizieren mit Mutter Natur diesem einzigen, vollkommenen wirklichen Gedicht, erkennen wir, das wir Teil der Schöpfung sind und keine Sklaven des Mammon. Wir sind verwandt, verschwistert, verbrüdert mit der alten Erdmutter Gaia, mit ihren herrlichen tiefgründigen Erscheinungen. Würden wir uns öfters in die Natur zurückziehen, in ihr das suchen was uns Verloren gegangen ist, würde unser Sein wieder überflutet werden von jener gesunden Entzückung und Ekstase, die weit über allem Reichtum und Wohlstand, Gier und Neid, Fremdenhass und kriegerischen Gedanken erhaben ist. Dann erkennen wir das sie die Allmächtige, lebende Mutter Natur, weit mehr ist, als nur das was wir annehmen, als das was uns unsere läppische, bürgerliche Erziehung lehren möchte. Weg von der Sandalenphilosophie unserer Väter und Mütter und hinein in die Tiefen der Natur, mit ihr Denken und leben das bedeutet Mensch sein. Wir müssen wieder neu sehen lernen dann werden wir auch wieder tiefer Erkennen lernen. Das Natur in ihren Tiefen die sprachliche Offenbarung der Allseele ist. Diese herrliche äußere Natur sollen wir wieder als einen Weg ansehen, der es uns ermöglicht in unsere eigene innere Natur einzudringen. Erkennen wir wieder ihre Sprache, lernen wir wieder in ihr zu Lesen wie in einem großen Schöpfungsalphabet was sie ja auch ist. Wir stehen heute wie Analphabeten vor ihrem großen Werk, nicht in Wissenschaftlicher Sicht, die ist zu engstirnig, in philosophischer Sicht, müssen wir wieder lesen lernen. Nietzsche schrieb einmal: ein Buch ist wie ein Spiegel, wenn ein Affe hineinblickt, kann kein Prophet heraus schauen. So ist es auch mit dem Buche der
Natur, wir wollen verstehend in ihm Lesen. Voller Andacht möchten wir ergründen, die tiefe eines Waldsees, dies Augen der All- und Altmutter, sie können uns das neue Sehen lernen. Die Bäume an den Ufern des Waldsees, sind es nicht die Brauen und Wimpern unserer wirklichen Mutter, der Mutter aller Mütter? Das Rinnsal oder der fließende Bach der den Waldteich füllt, ist er nicht die Ader der Altmutter? Gönnen wir uns ruhig die Zeit bei der großen Schöpferin , ein wenig zu verweilen, dies ist wie ein Weihedienst.
Wir haben sie genug getreten, wir sollten ihr endlich wieder mit Respekt begegnen.
hukwa