Sonntag, 20. Juli 2014

Die tanzenden Kraniche von Trippstadt

Zwei mal im Jahr ziehen die Kraniche durch unseren Ort. Ihr Geschrei höre ich schon, wenn sie noch weit entfernt sind. Es ist immer später Abend wenn sie keilförmig über das Dorf ziehen. Sie gehören schon zu den regelmäßig wiederkehrenden Frühjahrs- und Herbstbildern in unserem Teil des Pfälzerwaldes. Sie reisen innerhalb eines schmalen Korridors, der durch Deutschland verläuft. Auf einer Waldwiese außerhalb unseres Ortes befindet sich eine Ihrer traditionellen Rastplätze. Eine tiefer im Wald liegende Wiese, wo schon Generationen von Kranichen gerastet und „getanzt“ haben. Wegen ihrer lebendlangen Einehe, gelten diese Vögel als Sinnbild der Liebe und Treue. Es sind stille Winkel, die diese scheuen Vögel aufsuchen und man sollte davon absehen, sie zu fotografieren, oder sonst wie an ihren Plätzen zu stören.
Im vergangenen Jahr durfte ich ihren „Tanz“ beobachten. Durch Zufall befand ich mich in der Nähe jener Waldwiese. Aus einiger Entfernung konnte ich mit dem Fernglas das erste Mal in meinem Leben „tanzende Kraniche“ beobachten. Es stimmt nicht, dass die großen Vögel nur zur Balzzeit tanzen. Am häufigsten tanzen sie vor und nach dieser Zeit. Der tanz muss also nicht unbedingt mit der Paarungszeit zu tun haben, sondern er scheint einen Erregungszustand auszudrücken, vielleicht auch pure Lebensfreude! Es ist ein erhabener Moment den Tieren dabei zuzusehen: vollkommen still stehen die beiden Großvögel voreinander und beobachten sich einige Zeit, bis das Männchen die Flügel öffnet als wolle es das Weibchen umarmen. Es scheint so als würde das Weibchen ihm ausweichen, lässig und geschmeidig stellt das Männchen ihm nach. Dann stehen sich beide wieder unbeweglich Auge in Auge gegenüber. Nun beginnt das Männchen damit Verbeugungen nach allen Seiten zu machen und bewegt sich feierlich im Tanzschritt nach rechts und links, läuft in einer Art Achterschleife, dreht sich um sich selbst und schüttelt seine Schwingen, dass es raschelt wie in einem Laubbaum und springt mit flatternden Flügeln meterhoch. Dazu trompetet es laut. Immer wieder hebt es zwischendurch Stängel und Grasbüschel auf und zeigt sie dem Weibschen. Dann wirft das Männchen die Grasbüschel in die Luft, fängt sie auf und wirft sie wieder hoch. So geht der Tanz noch einige Zeit weiter.
Nur die wenigsten Wanderer werden solch ein Naturschauspiel einmal persönlich erleben. Doch wer es erleben durfte wird es nicht wieder vergessen.
hukwa