Wenn man sich mit den alten Mythen und
Überlieferungen beschäftigt, begegnet man fast durchwegs Kulturen
in deren Mittelpunkt der „kosmische Baum“ stand. Das Aufstellen
des Maibaums, der Pfingstquak, unser „Kerwestrauß“, ja der
Weihnachtsbaum sind Überbleibsel heidnischer Baum- und
Vegetationskulte. Dies bestätigt die Ansicht von Jacques Brosse, der
Dendrologe und Ethnologe schreibt in seinem Werk „Mythologie der
Bäume:
„Die Verfolgung eines einzigen
Beispiels der Esche, bis in die verzweigtesten Einzelheiten hat es
ermöglicht, die wesentlichen Eigenschaften des Weltenbaumes zu
bestimmen und den Beweis zu erbringen, das sich dass damit
zusammenhängende Geflecht von Glaubensinhalten und Institutionen,
zumindest in noch lesbaren Spuren, in verschiedenen Zivilisationen
auffinden lässt, die es aus räumlichen und zeitlichen Gründen kaum
direkt von einander übernommen haben konnten. Solche Ähnlichkeiten
müssen vielmehr auf einer wenn nicht identischen, so doch
vergleichbaren Denkweise beruhen, der wir in ganz anderen
Zusammenhängen wieder begegnen werden. Im Licht dieser verschiedenen
Beispiele erscheint der Weltenbaum wohl als einer der auffallendsten,
fruchtbarsten und auch am weitesten verbreiteten Mythen, den die
Menschen geschaffen haben, um die Struktur des Universums und den
Platz, den der Mensch darin einnehmen soll, zu erklären.“
Die vergleichende Ethnologie bestätigt
uns das die Symbolik eines „Urbaums“, also eines „kosmischen
Baums“ bei allen indogermanischen Volksstämmen vorhanden war.
Diese vielfältige doch gemeinsame Symbolik setzt eine gewisse
Geisteshaltung voraus, die der Wissenschaftler Claude – Levi –
Strauss das „wilde Denken“ nannte. Es handelt sich hierbei um
eine gewisse Art die Welt zu verstehen oder ihre Entstehung zu
erklären, denn, wie Mircea Eliade zu recht bemerkte, „kann der
Baum als >natürliches Objekt< nicht das ganze kosmische Leben
vorstellen. Das Leben der Pflanzenwelt deutet nur auf eine
Aufeinanderfolge von >Geburten> und Toden< hin. Erst die
religiöse Betrachtung des Lebens gestattet es, aus dem Rhythmus der
Pflanzenwelt tiefere Bedeutungen herauszulesen, vor allem
„Vorstellungen der Wiedergeburt, der ewigen Jugend,, der
Gesundheit, der Unsterblichkeit, also alles Symbole die uns auch im
„Hain von Nemi“ begegnen.
Das aufstellen eines Maibaums ist also
nichts anderes als ein heidnisches Relikt in uns. Der Kirche ist es
nie ganz gelungen die Verehrung von Bäumen aus dem menschlichen
kollektiven Unbewussten ganz auszutreiben. Also übernahm sie gewisse
Riten so z.B. die Fronleichnamsprozessionen , oder das aufstellen
eines Maibaumes, das nichts anderes als ein Überbleibsel aus
keltischer Zeit ist.
In der Nacht zum 1. Mai feierten die
Kelten ihr Beltaine Fest. Am 1. Mai wird sicherlich nicht zufällig
der Tag der Arbeit gefeiert. In den germanischen Ländern ist die
Nacht des Beltaine –Festes als „Walpurgisnacht“ bekannt, einst
gehörte diese Nacht bei Kelten und Germanen der Priesterklasse. Sie
zelebrierten in dieser Nacht ihre Rituale die mit
Fruchtbarkeitssymbolik zusammen hingen. Noch heute erkennen wir viele
alte Gebräuche die sich aus heidnischer Zeit erhalten haben. So das
Segnen von Tieren und ihren Ställen, das schmücken der Tiere mit
Blumen und anderes. Es war das Fest des Wiedererwachens des
Frühlings, eben der Vegetation.
hukwa