Freitag, 2. Januar 2015

ZweiterJanuarZweitausendFünfzehn

Heute ist Freitag wir haben Tauwetter
es ist ein Tag an dem es nicht hell werden will
in einer e – Mail teilte mir jemand mit
ich würde in einer evozierenden Zeichensprache schreiben und mein Denken wäre
dunkel und esoterisch
wahrscheinlich hat er recht doch ich schrieb zurück
meine Gedichte besitzen ein ontologisches Schema und ich betreibe
lyrische Phänomenologie
das möchte ich auch in aller Ruhe weiterhin tun
ich schrieb einen Text über GONGORA
und machte danach einen Waldspaziergang
ruhig und starr wie Buddhastatuen stehen die Bäume im Wald
als seien sie in ihrem eigenen Saft erstarrt
ein einsames Vogelpiepsen dringt aus dem Dickicht zu mir
ich glaube es ist eine Kohlmeise
ich laufe hoch zur alten Burgruine und schaue ins Tal hinunter
ich lausche einige Zeit dem Rauschen des Wildbachs
dann kehre ich wieder um nach Hause
dort angekommen übe ich mich im
BEI MIR SELBST SEIN
dies kann man nicht oft genug üben koche mir einen Cappuccino
und gehe an den ORT an dem ICH SCHREIBE und schreibe
KONKRET über das LAND in dem ICH lebe

OHNMACHT
ZORN und ZÄRTLICHKEIT
SPRACHE die nicht vor den WIDERSPRÜCHLICHKEITEN des Lebens
KAPITULIERT
und denke, ich will Gedichte schreiben so hart wie STEIN
KIESELSTEINGEDICHTE
sollen es sein
mit der Steinschleuder
will ich sie schleudern und
sie werden SCHWEIGEN
keiner wird mehr sagen
nimm den Kiesel aus dem Mund

Der Postbote unterbricht mich beim Schreiben bringt mir eine Büchersendung die ich hastig öffne und mich dann freue wie ein kleines Kind ein Buch von Garcia Lorca und ein weiteres von Rafael Alberti ich beginne sofort mit dem lesen merke erst als die Dämmerung beginnt das ich zu lange gelesen habe und mein Gedicht darüber fast vergessen habe also schreibe ich wieder:
beginne mit:

MORGEN ist Samstag der DritteJanuarZweitausenFünfzehn und ich DENKE
ein Dichter findet immer MATERIAL das ihn zu der DICHTE der DINGE führt und macht daraus
GEDICHTE.
hukwa