Fotos © Ute Knieriemen-Wagner |
In
der Heilkunde verwendet werden die jungen Triebe, die Nadeln und die
Zapfen, ebenso das Harz und die aus dem Holz gewonnene Holzkohle.
Gereinigte Fichtenholzkohle wird als "Carbo vegetabilis"
zu Heilzwecken verwendet. Nadeln und Zapfen enthalten ätherische
Öle, die durchblutungsfördernd, krampflösend, schweiß- und
harntreibend, aber auch hautreizend wirken. In Inhalationslösungen,
Salben und Badezusätzen wird dieses Öl gegen Katarrhe der Atemwege,
Krampfhusten, Bronchialasthma, Rheumatismus und Nervosität
verwendet. Aus dem Harz gewinnt man Terpentinöl, das wegen seiner
Nebenwirkungen (Erbrechen, Nierenschädigung mit Blutharnen) nur vom
Arzt gegen Rheuma, Bronchitis, Blähungen verordnet werden darf.
Fichtenholzkohle wirkt desinfizierend und absorbierend (aufsaugend)
bei manchen Vergiftungen, Wunden und Magen- Darm Katarrhen.
Zum
Tee, der sich gegen Entzündungen der Atemwege bewährt hat, weicht
man über Nacht 10 g Nadeln auf 1 Tasse Wasser ein, kocht ab und
lässt ihn 10 Minuten ziehen. Täglich 2 Tassen, am besten mit Honig
gesüßt sollte man davon trinken. Fichtennadeltee soll nicht länger
als 7 Tage ununterbrochen eingenommen werden, danach empfiehlt sich
eine Pause von 1 Woche.
Da
die Fichte ein schnellwachsender, anspruchloser Nutzholzbaum ist und
sich sehr rentabel in großen Plantagen anbauen ließ, war er der
ideale Baum für die Forstwirtschaft. Das ausgehende 18. Jahrhundert,
das man in älteren Forstlehrbüchern die „Geburtsstunde der
eigentlichen Forstwirtschaft“ nannte, war die Sternstunde dieses
anspruchlosen Baumes. Als Pionier auf Magerweiden und Waldlichtungen
ist die Fichte auf den ärmsten Böden jedem Laubbaum absolut
überlegen. Auch der Weißtanne ist sie weit überlegen, weil sie im
Gegensatz zu ihr, in ihrer Jugend nicht den Schutz der Altbäume
benötigt.
Fichtenholz
wurde schon immer im Haus-, Schiff- und Möbelbau verwendet. Das
härtere, haltbare Holz alter Bergfichten wird noch heute zum Bau von
Saiteninstrumenten verwendet. Schon am „Abklopfen“ des lebenden
Baumes, erkennt der Geigenbauer den späteren Klang, des
Instrumentes. Es ist kein Zufall, dass die meisten Geigenbauer früher
in Alpenregionen lebten, nahe beim Holz der Bergfichte.
Der
botanische Name der Fichte (Picea) bezieht sich auf ihr Harz. Aus dem
harzhaltigen Stockholz oder Stubben, gemeint sind die im Boden
zurückbleibenden Teile des Stammes nach dem Fällen, destillierte
man einst im Kohlenmeiler Holzteer, aus dem man dann Pech herstellte.
Dieses kam vor allem als Schusterpech und Wagenschmiere in den
Handel.
In
alter Zeit wurde das Fichtenharz mit der Bezeichnung „Pix
burgundica“ in Apotheken als Arznei verkauft. Als „Resina
alba“ wird das Harz heute bei der Terpentindestillation
gewonnen und meist in wasserfreier Form als Kolophonium in den Handel
gebracht. Bevor man begann, Vanillin synthetisch zu erzeugen, wurde
es aus dem Harz der Fichte hergestellt. Frisch gesägte Fichten
Wurzelstöcke verströmen an sonnigen Tagen einen leichten Vanille
Geruch.
Bei
den Hopi-Indianern Nordamerikas, gilt die Fichte als heiliger Baum.
Ihre Stammesmythologie erzählt: In grauer Vorzeit, als die Hopi
noch ein Nomadenstamm waren, brach in einem ihrer Klans ein Streit
aus, woraufhin die Naturgewalten das Land verdorren ließen. Als
Sühneopfer forderte der Gott des Klans, 4 Jahre Buße, was die Hopis
auch taten. Die Gottheit nahm das Opfer an, schenkte dem Land wieder
seine Fruchtbarkeit und offenbarte sich den Indianern in Gestalt
einer Fichte.
Als
Richtfestbaum und als Maibaum nutzt man die Fichte so gern wie die
Birke. Dieser Brauch ist uralt.
Der
Maibaum war der Schutzbaum alter vorchristlicher Völker. Die
immergrüne Fichte stand symbolisch für die erneuernde Kraft der
Natur. Diese Maibaumfeste waren den Naturgeistern geweiht, sie
sollten das Dorf, ein einzelnes Gehöft oder Haus vor Unglück
schützen, wie man es heute noch von den Richtbäumen her kennt.
Susanne Fischer schreibt in ihren „Blättern von Bäumen“:
Diese symbolische Bedeutung ist in einem alten Maibaumfest, dem
Todaustreiben , das im 17. Jahrhundert in Böhmen gefeiert wurde,
sehr deutlich zu erkennen. Die Frauen des Dorfes zogen mit
Trauerschleiern angetan aus, banden eine Strohpuppe zusammen,
bekleideten diese mit einem Hemd, gaben ihr Sense und Besen in die
Hand und trugen sie bis an die Grenze des Dorfes. Dort zerrissen sie
die Puppe. Dann hieben sie im Wald einen Baum, hingen das Hemd daran
und trugen ihn unter Gesängen heim. Dort wurde der Baum mit Bändern,
Eiern und Kuchen geschmückt. In manchen Dörfern sangen die Frauen
beim Einzug ins Dorf folgendes Liedchen:
Den
Tod tragen wir aus dem Dorf,
den
Sommer tragen wir in das Dorf.
Der
Brauch des Maibaumfestes verschmolz später, zusammen mit anderen
Baumfesten, zum christlichen Weihnachtsfest. Auch der Weihnachtsbaum
hat noch die gleiche Aussage wie die alten Baumheiligtümer, er
symbolisiert den Sieg des lichten Geistes über den Tod hinaus.
Dieser
Brauch rührt wohl unter anderem auch noch von den Römern her, die
den Fichtenbaum ebenfalls mit dem Tod in Verbindung brachten. Der 79
n. Chr. beim Vesuvausbruch ums Leben gekommene römische
Geschichtsschreiber Gajus Plinius Secundus schrieb in seiner
„Naturalis historia“, dass die Fichte „als Trauerzeichen
an den Türen angebracht und grün auf den Scheiterhaufen“ gelegt
wird.
Adalbert
Stifter widmete der Fichte sein Buch „der Hochwald“. Viele
Gedichte wurden für diesen Baum geschrieben, auf alten Gemälden
wurde er verewigt. Caspar David Friedrich malte um 1828 sein
berühmtes Werk, „Fichtendickicht im Schnee“, das man heute in
der Pinakothek in München bewundern kann.
Der
Fliegenpilz und die Fichte leben in Symbiose miteinander, der Pilz
tauscht über das Wurzelsystem Nährstoffe mit dem Baum aus. Auch die
heimische Vogelwelt liebt den geschützten Aufenthalt in den
immergrünen Bäumen. Fichtenkreuzschnabel und Eichelhäher,
Waldkauz, Waldohreule und Schwarzspecht fühlen sich hier wohl.
Verschiedene
Schmetterlinge und Käfer nutzen den Baum als Futterpflanze.
Darunter
auch der gefürchtete Fichtenborkenkäfer, der in Monokulturen dieser
Bäume großen Schaden anrichtet.
Am
Boden gedeihen Heidelbeeren und Fichtenspargel, verschiedene
Farnarten, Heidekraut, Moose und Gräser.
Wie
schön ist es, an einem Sommertag nach einer
Wanderung unter einem dieser Bäume auszuruhen, auf Mooshügeln
gebettet dem Gesang der Vögel zu lauschen und inne zu halten, der
Hektik des Alltags zu entfliehen und eins zu werden mit der Natur.
hukwa