Montag, 9. April 2018

Der Trost des Waldes

Gedanken eines Waldgängers
Wer in den Wäldern lebt sieht den Wald anders als jemand der in der Großstadt lebt. Es gibt ihn den Unterschied zwischen dem Stadtmenschen und dem Naturmenschen und so gibt es auch verschiedene Weisen die Natur zu sehen und zu erfassen.
Der Mensch der die Natur liebt dem wird sie zu einem letzten Reservat eines romantischen Gefühls. Ihm öffnen die Wälder nicht nur die Sinne, sie schenken seinem Leben auch Sinn. Vor allem jetzt, in der dunklen Jahreszeit hat der Wald dem Wanderer besonderes zu bieten. Er fordert seinen Geist und seine Phantasie heraus. Dass rau
es Wetter das Denken fördert, ist in der Philosophie allgemein bekannt . Wenn Regen und Schnee die äußere Sicht einschränken, wendet der Blick sich nach innen.
In den Wäldern können wir eine Freiheit spüren, die es uns erlaubt, mit dem Wesentlichen des Lebens in Kontakt zu treten. Es ist die Stille des Winterwaldes, die uns eine bisher nicht gekannte, schweigende Aufmerksamkeit schenkt. Viel intensiver spüren wir nun die Beziehungen zum Wechsel der Jahreszeiten. Fern dem unbarmherzig ewig geräuschvoll laufenden Motor der Großstadt finden wir im winterlichen Wald nun eine ganz andere psychologische Dimension der inneren Einkehr und Ruhe vor. In einer Zeit der entfesselten Märkte, der ökonomischen Unsicherheiten wird uns der Wald zu einer Insel der Ruhe und Erholung.
Der Wald mit seinen großartigen Naturerscheinungen hat für alle nur möglichen Fragen eine Antwort parat. Wenn wir in die Tiefen der Wälder eindringen, wenn überkommt da nicht Respekt, wenn er unter alten Baumriesen wandert die hier und da noch zu finden sind. Und so kann es passieren, dass wir uns plötzlich in einer romantischen Welt wiederfinden, dass wir im Wald einen friedvoll in sich ruhenden Erdentag genießen und ihn als eine mütterliche Hülle des Lebens erahnen, als Spiegelung unserer eigenen Empfindungen und Gefühle, als unberührte Natur, die uns den ewigen Rhythmus des „Werden und Vergehen“ erzählt.
In den Wäldern erhalten wir jenen Zuspruch der uns in unserem Alltagsleben so oft versagt bleibt. Wenn wir uns in ihnen aufhalten bemerken wir alsbald das hier noch etwas existiert was sich im Alltagsleben nur noch schwer finden lässt: Sein. In einer von Ellenbogenmentalität geprägten Gesellschaft, kann der Wald zu einem Refugium des Seins werden. Schon lange hat sich das Misstrauen gegen eine Welt die eigentlich nur noch ökonomisch zu funktionieren scheint zu einem Krankheitssymptom unserer Zeit ausgewachsen und alle Werte ins Schwanken gebracht. Doch eine Wanderung durch den Wald kann uns wieder jenen Werten nahe bringen, die wir als die menschlichen bezeichnen.
Wir können den Wald als ein einziges Gleichnis betrachten. Manchmal erscheint er uns wie ein Labyrinth, wir wandern durch dunklen Fichtentann und wissen irgendwo wartet eine sonnige Lichtung auf uns. Unser Alltagsleben ist oft stressig, wir werden gereizt durch Lärm, tragen uneingestandene Wünsche mit uns herum unser Leben besteht oft nur aus Sorgen, Ängsten und Phantasien die wir natürlich Verdrängen. Dies sind alles Symptome die unseren Körper und Geist in eine ständige Alarmbereitschaft versetzen. Im Alltagleben werden wir vor allem vom Stress gejagt unter dem natürlich auch die zwischenmenschlichen Beziehungen leiden. Von Stresssituationen zum Dauerstress ist es nur eine kurze Wegstrecke und schon haben uns die Infamitäten des Alltags fest im Griff und wir denken manchmal es gibt kein Entrinnen daraus. Unser Alltag wird zu einem Gewirr von Eindrücken, Forderungen, negativen Gedanken und unliebsamen Verpflichtungen. Wir sind ständig in der Gefahr die Einheit unseres Lebens zu verlieren. Wir leben fern von uns selbst, also fern von unserer wirklichen Existenz. Unruhe, unbeantwortete Fragen und Zweifel sind zur geistigen Heimat des Menschen geworden. Der Wald hingegen schenkt uns Sinngebung, er hat einen meditativen Einfluss auf uns. Jeder Mensch spürt irgendwann in seinem Leben ein Bedürfnis nach Natur, Stille und erholsamer Umgebung. Er weiß unbewusst in den Wäldern findet er eine innere Balance, seinen eigenen Mittelpunkt, denn die Menschen meistens verloren haben.
Der Philosoph Ernst Bloch schreib einmal: „Der Mensch bewegt sich in der Natur wie im Feindesland“, nun da muss er eben wieder lernen, den Wald als eine Offenbarung zu sehen, als eine Arznei für seine Seele. Es liegt in der Natur des Menschen das er zu Eingrenzungen und Vereinnahmungen neigt. Für den einen ist der Wald ein romantischer Ort, aber es gibt auch jene die hier nur eine Menge Bretter „wachsen“ sehen. Aber jene die sich in der Kunst des meditativen Wanderns üben werden im Wald das finden was sie suchen, einen Zuspruch.
hukwa