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Diese
schöne Geschichte von Loren Eiseley, erzählt recht realistisch vom
„Menschenbild der Tiere“.
„Die
Begegnung mit einer anderen Welt ist nicht allein, ein Produkt der
Phantasie. Sie kann einem Menschen zustoßen. Oder auch einem Tier.
Zuweilen verschieben sich die Grenzen oder durchdringen einander, und
es genügt, wenn man in diesem augenblick gegenwärtig ist. Ich habe
gesehen, wie ein Rabe es erlebt hat. Dieser Rabe ist mein Nachbar.
Ich habe ihm nie auch nur das geringste angetan, aber er legt
trotzdem wert darauf, sich nur auf die obersten Zweige der Bäume zu
setzen, sehr hoch zu fliegen und jeden Kontakt mit der Menschenwelt
zu vermeiden. Seine Welt beginnt dort, wo für meine schwachen Augen
die Grenze ist. Eines Morgens nun war unsere ganze Gegend in einen
außergewöhnlich dichten Nebel gehüllt, und ich tastete mich in
Richtung auf den Bahnhof durch die Straßen. Plötzlich tauchten in
Höhe meiner Augen zwei riesige schwarze Flügel auf und davor ein
ungeheurer Schnabel. Die erscheinung sauste wie ein Blitz vorüber
und stieß dabei einen Schreckensschrei aus, der so furchtbar war,
dass ich nur hoffe, nie wieder etwas Derartiges hören zu müssen.
Dieser Schrei verfolgte mich den ganzen Nachmittag. Ich ertappte mich
dabei, dass ich in den Spiegel sah und mich fragte, was ich den so
entsetzliches an mir habe...
endlich
verstand ich. Die Grenzen zwischen unseren beiden Welten hatte sich
in Folge des Nebels verschoben. Dieser Rabe, der glaubte in der
üblichen Höhe zu fliegen, hatte plötzlich ein erschütterndes Bild
wahrgenommen, das für ihn den Grenzen der Natur zuwiderlief. Er
hatte einen Menschen gesehen, der in der Luft ging,mitten in der Welt
der Raben. Ihm war eine Manifestation des absoluten Widerspruchs
begegnet, die für einen Raben denkbar ist: ein fliegender Mensch...“
Loren
Eiseley
hukwa