Montag, 25. April 2011

Über Meditation

Meditation ist immer ein gesamtpersonales Ereignis, sie führt den Menschen zu seiner Ganzheit. In diesem Sinne ist Meditation auch immer Selbsttherapie, das Rezept ist die Übung. Ab einem gewissen Stadium in der Meditation lässt der Mensch ab von traumatischen Erinnerungen der Vergangenheit, sowie den Beunruhigungen der Zukunft und findet eben durch die Übung zu einem festen inneren Kern, zu seinem Selbst. So führt die Übung eben auch dazu, das wir Geborgenheit in der Existenz finden, den bewusste Meditation, hat immer eine Existenzphilosophische Ausrichtung. In der Zentrierung auf die zwischenmenschliche Beziehungen als auch auf die Welt. Allen vordergründigen Anschein zum Trotz – während der Meditation, ereignet sich nicht die Abkehr von der Welt – sondern die Nähe zur Welt, denn der Betrachtende reflektiert auch immer noch die Welt. Ein zentrales Kennzeichen einer reifen Persönlichkeit ist der ganzheitliche Rhythmus von Kontaktaufnahme zu Menschen und Dingen und der Rückzug aus diesen Kontakten.

Unser Alltag ist ein Gewirr von Eindrücken, Forderungen, Gedanken und Pflichten. Wir sind ständig in Gefahr, die Einheit unseres Lebens zu verlieren. Wir leben fern von uns selbst, also fern von unserer wirklichen Existenz. Unruhe, Frage und Zweifel sind oft die geistige Heimat des Menschen über den Weg der Meditation, kann der Mensch sich dort in dieser von Krisen geschüttelten Existenz aufsuchen und sich auf den Weg zur Sinnfindung aufmachen.

Im meditativen Prozess "gräbt" er die Urerlebnisse des Daseins, die durch Alltagsbetrieb und ökonomische Verflechtungen verschüttet wurden aus den Tiefen seiner Existenz wieder aus und kämpft sich zu einem wesenhaften Verhältnis zum Sein frei. Es geht also um Selbstentdeckung, seinen eigenen Mittelpunkt zu finden. Meditation ist daher auch mit einer Wanderung vergleichbar, einer Wanderung in ein unbekanntes Land, das Land der Seele.

Der Dichter Christian Morgenstern schrieb einmal folgende Tagebuchnotiz:

"Ich bin wie eine Brieftaube, die man vom Urquell der Dinge in ein fernes, fremdes Land getragen und dort freigelassen hat. Sie trachtet ihr ganzes Leben nach der einstigen Heimat, ruhelos durchmisst sie das ganze Land nach allen Seiten. Und oft fällt sie zu Boden in ihrer großen Müdigkeit, und man kommt, hebt sie auf und pflegt sie und will sie ans Haus gewöhnen. Aber sobald sie die Flügel nur wieder fühlt, fliegt sie von neuem fort, auf die einzige Fahrt, die ihrer Sehnsucht genügt, die unvermeidliche Suche nach dem Ort ihres Ursprungs".

So kann man auch Meditation ausdrücken. Die Taube weiß nicht wo ihr heimatlicher Schlag ist, sie weiß eben nur das dort, wo sie auch nicht bleiben möchte, sie muss fliegen um die Heimat zu finden. Dieses Fliegen ist das Üben in der Meditation.

Wenn ich unzufrieden mit mir bin, wenn ich nicht mehr der bleiben möchte, der ich letztendlich ja auch gar nicht bin, wenn ich die Courage habe, jener werden zu wollen, der ich sein kann und letztendlich auch bin, kann ich ohne Übung, also Training und Kontemplation nicht auskommen. Meditation ist nur ein Weg unter anderen Wegen, aber es ist ein guter Weg.

hukwa