Dienstag, 7. Februar 2012

Aus den Tiefen der Natur - Gedanken während einer Wanderung

Wer von Trippstadt aus den Pfälzerwald erwandert bewegt sich durch eine vielfältige Landschaft. Romantische Täler, geheimnisvolle Waldschluchten, dunkle Waldwoge, versteckte Quellen und in grünen Waldhainen verborgene Brunnen erwarten uns im Trippstadter Wald. Wie Lebensadern durchziehen eine Reihe von Bächen die Landschaft. Dem Wanderer begegnet hier noch eine intakte biologische Vielfalt. Unter biologischer Vielfalt, heute fast schon zum Modewort erhoben, ist die Vielfalt an Tier und Pflanzenarten, die Vielfalt an Lebensräumen und die Vielfalt der Lebewesen einer Art untereinander zu verstehen. Somit ist biologische Vielfalt weitaus mehr, als reine Artenvielfalt.

Buntsandsteine und dichte Wälder, aber auch Wiesen und Felder, prägen die Naturräume um Trippstadt. Täler mit teils feuchten und sumpfigen Zonen finden sich in der Region ebenso wie Hochwald mit wunderschönen Baumbeständen.

Wer hier wandert wird alsbald von jener kleinen Freude ergriffen werden, die uns nur durch einen Aufenthalt in der Natur geschenkt wird. Ein Losgelöst sein von den Problemen des Alltags und das Gefühl Teil zu sein der uns umgebenden Natur. In ihren tiefen Gründen, wo wir dem Rauschen alter Bäume lauschen, wo das plätschern des Wildbachs uns wie eine Sinfonie von Mutter Natur erscheint, wo unser Auge die Bachforelle im eiskalten Wasser beobachtet und plötzlich aus dem nahen Gebüsch der Reiher in die Lüfte schwingt. Hier zu verweilen am Busen der Natur, unter einer alten Buche, einer Eiche oder Kiefer in andächtiger Versenkung weilend, in dem Gefühl eins zu sein mit Baum, Strauch, Stein und anderen Wesen der Natur, hat fürwahr Ähnlichkeit mit einem Gebet.

Alle anerzogene Schulmeistereien, modische Sätze, Kleinkariertheiten, ja Neid, Hass und Zorn, verwehen in solchen Momenten in unserem Innern als handle es sich um Dunst. Es kann uns passieren das wir plötzlich das Gefühl haben- endlich angekommen zu sein. Vielleicht ist der Wald der beste Therapeut, der günstigste auf jeden Fall. In der Identität mit der uns umgebenden Natur, diesem „einzigen, vollkommenen wirklichen Gedicht“, wie es Emerson einmal aussprach, erkennen wir mit einem Mal, das wir Teil dieser großartigen Schöpfung sind und sie dementsprechend auch zu würdigen haben. Wir sind verwandt, verschwistert, verbrüdert, mit ihren herrlichen tiefgründigen Erscheinungen. Würden wir uns öfters in die Tiefen der Natur zurückziehen, ihren Bezug suchen, wäre unser sein wieder überflutet von jener harmonischen Entzückung und Ekstase, die weit über allem Reichtum und Wohlstandsstreben, Gier und Konkurrenzdenken erhaben ist. Von der biologischen Vielfalt ist es nur ein kleiner Schritt den wir gehen müssen um zur geistigen Vielfalt zu gelangen. Über die geistige Vielfalt erkennen wir dass sie, die Natur, weit mehr als nur eine Welt materieller Erscheinungen ist, wir müssen nur wieder sehen lernen, dann werden wir auch erkennen, das Natur in ihren tiefsten Gründen, die „sprachliche Offenbarung der Allseele ist“ um noch einmal mit Emerson zu sprechen. Diese herrliche äußere natur müssen wir wieder als jenen Weg erkennen, der uns zu unserer eigenen inneren Natur zurückführt und der Weg beginnt dort wo ein Pfad in die Wälder führt, den die Wege die in den Wald führen sind Wege die zu uns selbst führen.

hukwa