Wenn du mich finden willst dann suche mich in den tiefen
dunklen Wäldern, sagte vor langer Zeit Lilith, die Waldvampirin zu mir. Jetzt
da ich vor Sehnsucht nach ihr innerlich zu verbrennen drohe, habe ich mich
aufgemacht Lilith in den Wäldern wieder zu finden. Seit Tagen folge ich den
Schreien der Waldvampire. Ihr grauenvolles Rufen lockt mich immer tiefer in die
Wälder. Ich höre sie aber ich sehe sie nicht. Doch ich spüre das ich mich ihnen
nähere. Endlich erreiche ich den geheimnisvollen Wald der Vampire. Finstere
Luft und eisige Schatten herrschen hier vor. Die ineinander verfilzten Zweige
der Bäume lassen kein Sonnenlicht durchdringen. Kein Vogellied hört man hier
eine fast grauenvolle Stille herrscht hier vor. Die alten, mächtigen Bäume sind
mit Menschenblut bestrichen und im Dickicht erkannte ich Altäre mit
menschlichen Schädeln. Der ganze Wald schien der Tempel eines blutigen,
barbarischen Kultes zu sein. Kein Vogel würde es wagen sich auf einen Zweig der
uralten Bäume niederzulassen. Kein Fuchs, kein Hase, kein Wildschwein würde je
diesen Wald aufsuchen. Die einzige Wesen die ich sah waren seltsame Insekten,
Schlange und riesige Kröten. Sie waren groß wie Hühner und ihre Zungen waren
gespalten wie Schlangenzungen. Ihre schwarzgrüne Haut glänzte wie ein
stählerner Panzer und ihre rotglühende Augen glichen brennender Kohle.
An Pilzen wuchsen hier nur Knollenblätterpilze und von ihnen
nur die giftigsten. Je tiefer ich in diesen Wald eindrang um so bedrohlicher
kam er mir vor. Ich glaubte manchmal huschende Gestalten zu sehen und durch das
Dickicht beobachteten mich seltsame Wesen. Ganz plötzlich fand ich mich auf
einer kleinen Waldlichtung wieder. Es war zur Dämmerstunde und für mich eine
innere Befreiung als ich endlich wieder Sterne und Mond sehen konnte. Ich
fühlte mich zwar etwas erleichtert doch die Unruhe vor dem unbekannten ließ
nicht ab von mir. Im Unterholz
knisterte es, ich spürte einen eiskalten Atem in meinem Nacken und wagte mich
nicht umzudrehen, ich war wie gebannt. Ich spürte wie sich langsam eine Hand
auf meine Schulter legte, mein Atem ging schwer. Dann hörte ich eine Stimme, es
war die von Lilith, ich erkannte sie sofort. Wir begrüßten uns leidenschaftlich
und ich begleitete sie in ihre Felsenhöhle. Wir legten uns auf ein Lager von
schwarzen und weißen Schafsfellen, denn wir hatten uns viel zu erzählen. Die
Realität ist eng und banal geworden doch hier in der Höhle der Waldvampirin
herrschten die Gesetze der Phantasie vor. Wir tranken roten Wein aus goldenen
Bechern. Die Phantasie ist die wichtigste aller menschlichen Fähigkeiten, ja
sie ist eine Errungenschaft und den wenigsten ist sie geneigt ihre Geheimnisse
zu öffnen. Nach einigen Bechern süßen Weines trank Lilith von meinem Blut und
ich zog wieder ein in die Welt der Waldvampire.