Sonntag, 13. Januar 2013

Das Schreien der Waldvampire


Wenn du mich finden willst dann suche mich in den tiefen dunklen Wäldern, sagte vor langer Zeit Lilith, die Waldvampirin zu mir. Jetzt da ich vor Sehnsucht nach ihr innerlich zu verbrennen drohe, habe ich mich aufgemacht Lilith in den Wäldern wieder zu finden. Seit Tagen folge ich den Schreien der Waldvampire. Ihr grauenvolles Rufen lockt mich immer tiefer in die Wälder. Ich höre sie aber ich sehe sie nicht. Doch ich spüre das ich mich ihnen nähere. Endlich erreiche ich den geheimnisvollen Wald der Vampire. Finstere Luft und eisige Schatten herrschen hier vor. Die ineinander verfilzten Zweige der Bäume lassen kein Sonnenlicht durchdringen. Kein Vogellied hört man hier eine fast grauenvolle Stille herrscht hier vor. Die alten, mächtigen Bäume sind mit Menschenblut bestrichen und im Dickicht erkannte ich Altäre mit menschlichen Schädeln. Der ganze Wald schien der Tempel eines blutigen, barbarischen Kultes zu sein. Kein Vogel würde es wagen sich auf einen Zweig der uralten Bäume niederzulassen. Kein Fuchs, kein Hase, kein Wildschwein würde je diesen Wald aufsuchen. Die einzige Wesen die ich sah waren seltsame Insekten, Schlange und riesige Kröten. Sie waren groß wie Hühner und ihre Zungen waren gespalten wie Schlangenzungen. Ihre schwarzgrüne Haut glänzte wie ein stählerner Panzer und ihre rotglühende Augen glichen brennender Kohle.
An Pilzen wuchsen hier nur Knollenblätterpilze und von ihnen nur die giftigsten. Je tiefer ich in diesen Wald eindrang um so bedrohlicher kam er mir vor. Ich glaubte manchmal huschende Gestalten zu sehen und durch das Dickicht beobachteten mich seltsame Wesen. Ganz plötzlich fand ich mich auf einer kleinen Waldlichtung wieder. Es war zur Dämmerstunde und für mich eine innere Befreiung als ich endlich wieder Sterne und Mond sehen konnte. Ich fühlte mich zwar etwas erleichtert doch die Unruhe vor dem unbekannten ließ nicht ab von mir.  Im Unterholz knisterte es, ich spürte einen eiskalten Atem in meinem Nacken und wagte mich nicht umzudrehen, ich war wie gebannt. Ich spürte wie sich langsam eine Hand auf meine Schulter legte, mein Atem ging schwer. Dann hörte ich eine Stimme, es war die von Lilith, ich erkannte sie sofort. Wir begrüßten uns leidenschaftlich und ich begleitete sie in ihre Felsenhöhle. Wir legten uns auf ein Lager von schwarzen und weißen Schafsfellen, denn wir hatten uns viel zu erzählen. Die Realität ist eng und banal geworden doch hier in der Höhle der Waldvampirin herrschten die Gesetze der Phantasie vor. Wir tranken roten Wein aus goldenen Bechern. Die Phantasie ist die wichtigste aller menschlichen Fähigkeiten, ja sie ist eine Errungenschaft und den wenigsten ist sie geneigt ihre Geheimnisse zu öffnen. Nach einigen Bechern süßen Weines trank Lilith von meinem Blut und ich zog wieder ein in die Welt der Waldvampire.

hukwa