Eine Kürzestgeschichte
Manchmal öffnet er die Tür
Schleicht sich in den Raum
Keiner hat ihn je gesehn
Morgens wird er wieder gehen
Nächtens aber sitzt er hier
Aus der Tür der Ewigkeit
Tritt er ein in unsere Zeit
Nachts ans Fenster klopft er an
Auch im Garten sieht man ihn dann
Geht durch ihn jahrhundertelang.
Schon viele Jahre wohne ich in diesem
alten Haus am Waldrand. Es hat Augen und Ohren und in seinen uralten
Mauern muss schon viel seltsames passiert sein, das sich regelrecht
in den Wänden, der Decke und dem Fußboden festgesetzt hatte. Es ist
mir oft unheimlich in diesem Haus dennoch möchte ich nicht in einem
anderen leben. Die alten, vom Holzwurm angefressenen Möbel, das
Knarren der Dielen, das Klopfen der Poltergeister möchte ich nicht
missen. Was ist schon ein Haus das keine Geheimnisse hat? In solchen
Häusern wohnen nur uninteressante Menschen, eben, Herr und Frau
Niemand. Kein Gespenst kommt dich besuchen, geschweige denn Geister
oder Dämonen. Ich wohne jetzt 15. Jahre in diesem Haus aber davor
habe ich schon in anderen Gespensterhäusern gewohnt. Wahrscheinlich
ist es mein Schicksal, dass ich mein Leben in solch okkulten Anwesen
verbringe, die anderen Furcht einflößen.
Es ist gewöhnungsbedürftig sich in
solchen Gebäuden zurecht zu finden, die Geister treiben allerlei
Schabernack mit einem. In den Nächten wird man manchmal wach durch
ein Flüstern, durch schlürfende Geräusche oder man erwacht weil
man den eiskalten Hauch eines Geistes neben sich im Bett spürt.
Auch ist es mir schon passiert, dass
Bewohner aus einem früheren Jahrhundert zurückgekehrt sind,
natürlich in ihrem Geistergewand. Meistens sehe ich sie in den
Herbstnächten, wenn sie sich im Garten während des Vollmondes unter
der alten Weide aufhalten.
Vor dem Schlafen gehen, lese ich
regelmäßig Blackwood, Lovecraft oder einen anderen phantastischen
Autor, das ist die beste Stimuli um Geister anzulocken. Aber sie
kommen auch so.
Die Wesen von „drüben“ mögen
keinen Beton, sie stehen auf Holz und Sandstein. Einmal habe ich in
einem Haus gewohnt das auf einem ehemaligen Friedhof stand. Doch das
war mir zuviel, da habe ich überhaupt keine Ruhe mehr gefunden. An
Schlafen war da nicht zu denken. Da gaben sich in jeder Nacht gleich
zehn Geister ein Stelldichein.
Ein guter Hausgeist ist wie ein guter
Hund oder eine liebe Katze, man gewöhnt sich an sie, das Wichtigste
ist, dass man mit ihnen kommuniziert.
hukwa