Freitag, 3. Februar 2012

Suma Summarum

Die Wirklichkeit die mich umgibt, bestimmt die Inhalte meines Denkens und was da- zunächst vorsprachlich, chaotisch und Namenlos- aus dieser Wirklichkeit sich an mich herandrängt, kann ich versuchen zu benennen und zu ordnen, damit es seinen Schrecken verliert, damit ich seine Freude oder Hinterhältigkeiten erkennen kann. Hier kann mir das geschriebene Wort helfen, es ist mir Stütze und kann mir Methode sein die Narrrationen meines eigenen Lebens zu durchforsten. Es kann mir Schild sein gegen die Infamitäten des Lebens. So habe ich auch die hier versammelten Geschichten genannt. Narrrationen des Lebens! Ich bezeichne sie als „Realo-Geschichten“, weil sie aus dem realen Leben entnommen worden sind. Ich habe sie so niedergeschrieben wie ich sie gesehen oder erlebt habe mit der Freiheit die dichterische Freiheit mit einzubringen.

Wenn wir schreiben, schreiben wir in der Regel aus Bedürfnissen heraus. Es sind gewiss die gleichen Bedürfnisse, die wohl schon die ersten Menschen dazu bewogen sich kreativ und künstlerisch zu betätigen. Nämlich in dem sie ihre Freude, ihren Hass, ihre Ängste und vor allem ihre Gedanken an die Wände jener Höhlen malten, die wir heute als steinzeitliche Kulthöhlen der Jäger und Sammlergemeinschaften bezeichnen. So hat die Schriftstellerei viel mit dieser Jagd und Sammelökonomie gemein, wenn auch viel Leidenschaft dabei ist. Der Schriftsteller geht auf die Jagd nach Geschichten, er sammelt sie und schreibt sie auf.

In dem ich über mich und mein Umfeld schreibe, über die mich umgebenden Wirklichkeiten, beginne ich mit der Bewusstmachung von Verdrängtem. Ich begebe mich auf jenes Arbeitsfeld der Literatur, die sich als soziale und gesellschaftliche Einrichtung sieht. Ich bewege mich nicht wie beim Lesen in eine Geschichte hinein sondern ich verlasse meine Geschichte oder mein Gedicht und mache sie zur Wirklichkeit, für mich und andere.

Czeslaw Milosz, ein polnischer Dichter und Poethologe forderte von der Poesie dass in ihren Werken ein Gericht über die Wirklichkeit statt zu finden hat. Weiterhin bezeichnete er die Poesie als eine Disziplin des inneren Lebens. Dem möchte ich hinzufügen dass Sprache, zum Ort der Wirklichkeit im Leben des Schreibenden wird.

Wo diese Wirklichkeit liegt hat jeder der schreibt selbst zu bestimmen. Ob diese Wirklichkeit Konkret oder surrealistisch ist das ist letztendlich nicht von Bedeutung.

hukwa