Donnerstag, 10. Januar 2013

Die böse Alte


Ein Märchen 

Einst lebten in einem lichten Birkenwald der in der Nähe eines finsteren Zauberwaldes wuchs ein alter Holzmacher mit seiner Frau. Sie bewohnten eine armselige Hütte und es fehlte ihnen an allem. Auch gab der Birkenwald nicht genug Klaubholz her, so dass die beiden oftmals nur mit Mühe ihr kärgliches Mahl kochen konnten. Eines Tages als wieder einmal ein Mangel an Holz bestand sagte die alte zu ihrem Mann, er solle doch in den Zauberwald gehen und dort einen Baum abhauen. Der alte Mann wollte das nicht tun und wehrte sich lange gegen das Anliegen der Alten. Doch diese redete immer wieder auf ihn ein und so geschah es das er sich eines Tages auf den Weg machte und den finsteren Zauberwald aufsuchte. Tatsächlich konnte er das grüner verwucherte Tor des geheimnisvollen Waldes passieren und stand schließlich im Zauberwald. Er suchte sich einen geeigneten Baum aus und holte gerade zum ersten hieb aus, als eine raue, krächzende Stimme aus dem Dickicht zu ihm sagte: „Was tust du hier“?  Der Holzmacher erschreckte so tief das ihm die Axt aus der Hand fiel. Ängstlich starrte er in das Dickicht hinein aus dem nun eine seltsame Gestalt hervortrat. Es war eine uralte Frau. Auf ihrem Rücken trug sie dünne Äste von Holunderholz, sie trug eine Tasche mit grünen Kräutern bei sich und auf ihrer Schulter saß ein pechschwarzer Rabe. Mit glühenden, stechenden  Augen starrte sie den Holmacher an. Dieser zitterte am ganzen Körper und erzählte der Hexenhaften Gestalt, das seine Frau ihn losgeschickt hatte um hier Feuerholz zu schlagen.
Die Hexe hörte ihm zu und sprach dann: „Geh jetzt heim, alter Mann, dort wirst du genug Holz vorfinden um einen ganzen Winter lang zu heizen.“ Und der Rabe sprach zu ihm: „Und sage deiner Alten sie soll nicht zu gierig sein sonst wird sie selbst zu Holz!“
Und schon waren die beiden verschwunden. Als der Holzmacher sich auf den Heimweg machte dachte er über die seltsame Erscheinung nach und plötzlich wusste er das es sich um die berüchtigte Holunderhexe handeln musste. 
Zuhause angekommen fand er soviel Klaubholz vor das es für zwei Winter zu reichen schien. Er erzählte seiner Frau sein Erlebnis und deren Augen wurden immer gieriger. So überlegte sie sich dass sie ihren Mann am nächsten Tag wieder in den Zauberwald schicken würde.
Als der neue Morgen hereinbrach, sagte die Alte zu ihrem Mann er solle sich auf den Weg in den Zauberwald machen und wenn er der Holunderhexe begegnen würde diese um eine Kiste voll Gold bitten. Der einfältige Holmacher tat wie er geheißen wurde nahm seine Axt und lief zum Zauberwald. Als er den Baum vom Vortage aufsuchte und zum Hieb ausholen wollte stand plötzlich die Hexe neben ihm.
„Was tust du schon wieder hier?“ fragte sie den Holzmacher. Dieser erzählte ihr was seine Frau ihm aufgetragen hatte und die Holunderhexe sagte: „Geh jetzt heim alter Mann dort wirst du unter deinem Bett eine Kiste voller Gold vorfinden.“ Und der Rabe krächzte ihm nach: „Und sage der alten sie soll nicht so gierig sein sonst wird sie selbst zu Gold“. 
Der Holzmacher eilte gleich nach Hause und groß war die Freude der beiden als sie die Goldkiste tatsächlich unter ihrem Bett vorfanden. Aber die Gier ließ der Frau des Holzmachers keine Ruhe. Am nächsten Tag sagte sie zu ihrem Mann: „Geh wieder in den Zauberwald und sage der Hexe sie soll in unserem Garten einen Apfelbaum wachsen lassen an dem in jedem Herbst goldene Äpfel hängen“. 
Sehr widerwillig lief der Holzmacher in den Zauberwald und erzählte der Hexe vom Wunsch seiner Frau. Diese sprach zu ihm: „Geh jetzt heim alter Mann, in deinem Garten wirst du den Baum vorfinden“. Und der Rabe krächzte: „und sage deiner Frau sie soll nicht so gierig sein sonst wird sie selbst zu einem Apfel!“
Auch dieses Mal überhörte der Mann die Worte des Raben und lief nach Hause. Dort angekommen war seine Frau nirgendwo zu sehen. Der Mann ging in den Garten um nachzusehen ob die Hexe den Wunsch erfüllt hatte. Tatsächlich stand ein Apfelbaum im Garten an dem ein einziges zerknittertes Äpfelchen hing. Seine Frau war nirgendwo  zu sehen.  Der Holzmacher pflückte neugierig das Äpfelchen, da entdeckte er plötzlich, dass dieser Apfel das faltige, gierige Gesicht seiner Frau war. Als er zu jammern begann, flog ein pechschwarzer Rabe aus dem Baum hervor und krächzte: „Wärt ihr nicht so gierig gewesen, dann wäre deine Frau jetzt noch da.“ 
hukwa