Ein Märchen
Einst lebten in einem lichten Birkenwald der in der Nähe
eines finsteren Zauberwaldes wuchs ein alter Holzmacher mit seiner Frau. Sie
bewohnten eine armselige Hütte und es fehlte ihnen an allem. Auch gab der Birkenwald
nicht genug Klaubholz her, so dass die beiden oftmals nur mit Mühe ihr
kärgliches Mahl kochen konnten. Eines Tages als wieder einmal ein Mangel an
Holz bestand sagte die alte zu ihrem Mann, er solle doch in den Zauberwald
gehen und dort einen Baum abhauen. Der alte Mann wollte das nicht tun und
wehrte sich lange gegen das Anliegen der Alten. Doch diese redete immer wieder
auf ihn ein und so geschah es das er sich eines Tages auf den Weg machte und
den finsteren Zauberwald aufsuchte. Tatsächlich konnte er das grüner
verwucherte Tor des geheimnisvollen Waldes passieren und stand schließlich im
Zauberwald. Er suchte sich einen geeigneten Baum aus und holte gerade zum
ersten hieb aus, als eine raue, krächzende Stimme aus dem Dickicht zu ihm
sagte: „Was tust du hier“? Der
Holzmacher erschreckte so tief das ihm die Axt aus der Hand fiel. Ängstlich
starrte er in das Dickicht hinein aus dem nun eine seltsame Gestalt hervortrat.
Es war eine uralte Frau. Auf ihrem Rücken trug sie dünne Äste von Holunderholz,
sie trug eine Tasche mit grünen Kräutern bei sich und auf ihrer Schulter saß
ein pechschwarzer Rabe. Mit glühenden, stechenden Augen starrte sie den Holmacher an. Dieser zitterte am ganzen
Körper und erzählte der Hexenhaften Gestalt, das seine Frau ihn losgeschickt
hatte um hier Feuerholz zu schlagen.
Die Hexe hörte ihm zu und sprach
dann: „Geh jetzt heim, alter Mann, dort wirst du genug Holz vorfinden um einen
ganzen Winter lang zu heizen.“ Und der Rabe sprach zu ihm: „Und sage deiner
Alten sie soll nicht zu gierig sein sonst wird sie selbst zu Holz!“
Und schon waren die beiden
verschwunden. Als der Holzmacher sich auf den Heimweg machte dachte er über die
seltsame Erscheinung nach und plötzlich wusste er das es sich um die
berüchtigte Holunderhexe handeln musste.
Zuhause angekommen fand er soviel
Klaubholz vor das es für zwei Winter zu reichen schien. Er erzählte seiner Frau
sein Erlebnis und deren Augen wurden immer gieriger. So überlegte sie sich dass
sie ihren Mann am nächsten Tag wieder in den Zauberwald schicken würde.
Als der neue Morgen hereinbrach,
sagte die Alte zu ihrem Mann er solle sich auf den Weg in den Zauberwald machen
und wenn er der Holunderhexe begegnen würde diese um eine Kiste voll Gold
bitten. Der einfältige Holmacher tat wie er geheißen wurde nahm seine Axt und
lief zum Zauberwald. Als er den Baum vom Vortage aufsuchte und zum Hieb
ausholen wollte stand plötzlich die Hexe neben ihm.
„Was tust du schon wieder hier?“
fragte sie den Holzmacher. Dieser erzählte ihr was seine Frau ihm aufgetragen
hatte und die Holunderhexe sagte: „Geh jetzt heim alter Mann dort wirst du
unter deinem Bett eine Kiste voller Gold vorfinden.“ Und der Rabe krächzte ihm
nach: „Und sage der alten sie soll nicht so gierig sein sonst wird sie selbst
zu Gold“.
Der Holzmacher eilte gleich nach
Hause und groß war die Freude der beiden als sie die Goldkiste tatsächlich
unter ihrem Bett vorfanden. Aber die Gier ließ der Frau des Holzmachers keine
Ruhe. Am nächsten Tag sagte sie zu ihrem Mann: „Geh wieder in den Zauberwald
und sage der Hexe sie soll in unserem Garten einen Apfelbaum wachsen lassen an
dem in jedem Herbst goldene Äpfel hängen“.
Sehr widerwillig lief der
Holzmacher in den Zauberwald und erzählte der Hexe vom Wunsch seiner Frau.
Diese sprach zu ihm: „Geh jetzt heim alter Mann, in deinem Garten wirst du den
Baum vorfinden“. Und der Rabe krächzte: „und sage deiner Frau sie soll nicht so
gierig sein sonst wird sie selbst zu einem Apfel!“
Auch dieses Mal überhörte der
Mann die Worte des Raben und lief nach Hause. Dort angekommen war seine Frau
nirgendwo zu sehen. Der Mann ging in den Garten um nachzusehen ob die Hexe den
Wunsch erfüllt hatte. Tatsächlich stand ein Apfelbaum im Garten an dem ein
einziges zerknittertes Äpfelchen hing. Seine Frau war nirgendwo zu sehen.
Der Holzmacher pflückte neugierig das Äpfelchen, da entdeckte er
plötzlich, dass dieser Apfel das faltige, gierige Gesicht seiner Frau war. Als
er zu jammern begann, flog ein pechschwarzer Rabe aus dem Baum hervor und
krächzte: „Wärt ihr nicht so gierig gewesen, dann wäre deine Frau jetzt noch
da.“
hukwa