Die größte Freude, die Wald und Flur
uns bereiten, ist die Andeutung einer dunklen Beziehung zwischen
Mensch und Pflanzenwelt. Ich bin nicht alleine und unerkannt, schrieb
Emerson einmal. Die Pflanzen nicken mir zu und ich grüße zurück.
Das Schwanken der Zweige im Sturm ist mir vertraut und unvertraut
zugleich. Es überrascht mich und ist mir doch nicht unbekannt. Seine
Wirkung ist wie die eines höheren Gedankens oder einer besseren
Empfindung, die mich überkommt, wenn ich glaube, Rechtes zu Denken
oder zu Tun. Der nach Erkenntnis strebende Mensch, der die Verbindung
zur Natur sucht, muss von zeit zu Zeit Haus und Wohnung verlassen,
sollte hingehen zum Schoße von Mutter Natur. Aus ihren Tiefen
saugend, wir er zur Erkenntnis gelangen. Wir sollten den nächtlichen
Sternenhimmel öfters betrachten, schauen was er uns erzählt. Die
Lichtstrahlen, die von diesen fernen Welten in unser inneres dringen,
werden uns für kurze Zeiten loslösen von allem, mit dem wir in der
Verdunkelung unserer Existenz in Verbindung stehen. Die alten
Taoisten nannten diesen Weg Wu Wie, er beruht auf tiefgründiger
Philosophie, geistigem Streben, Poesie der Natur und Ehrfurcht vor
der Heiligkeit aller Wesen und Dinge. In den tiefen Gründen der
Natur, ihrer Stille erfahren wir eine Erweiterung unseres Selbst,
nähern uns dem fließenden Sinn des Universums um in der Sprache
Heraklits zu sprechen. In der Stille der uns umgebenden Natur, unter
einem Baum sitzend, können wir wieder jenem Teil der Schöpfung
näherkommen, dem wir einstmals entsprungen sind und in das wir
einstmals wieder zurückkehren werden. Zu unserem Ursprung, hier
liegt unser göttlicher Anteil verborgen, den wir vergessen haben. In
den tiefen Gründen der Natur, wo wir dem rauschen der Baumwipfel
lauschen, wo noch an manchen Stellen ein klares Bächlein plätschert,
eine zauberhafte Quelle sprudelt, beginnt auch unsere innere quelle
wieder neues Wasser zu schöpfen. Wo unser Auge im herbstlichen
Sonnenschein die Bachforelle im eiskalten Wasser erblickt, als sei
sie ein Blitzstrahl unserer Seele, die uns vor Zeiten verloren
gegangen ist. Wo sich in wunderschönen Momenten plötzlich eine
Weihe aus dem nahen Gebüsch erhebt um majestätisch ihre runden am
blauen Himmel zu ziehen, hier sollte das Haus des Menschen sein. Im
Wald zu stehen unter einer alten Kiefer, Eiche, oder Buche, mit dem
Auge einem Schwarm Zugvögel folgend, die keilförmig nach Süden
ziehen, in andächtiger, einsamer Versenkung, des Gefühls eins zu
sein mit der alten Mutter Erde, ist das einzige reale Gebet das es
wirklich gibt. Der Mensch sollte in der Natur beten, nicht in
muffigen Kirchen, wo er nur haltlose Lehren angeboten bekommt. Alle
predigten, Lehren, dümmliche Schulmeistereien, aller Neid, Hass und
Zorn, verwehen in kürzester Zeit, wenn wir uns der Natur in Liebe
preisgeben. Im Identifizieren mit Mutter Natur diesem einzigen,
vollkommenen wirklichen Gedicht, erkennen wir, das wir Teil der
Schöpfung sind und keine Sklaven des Mammon. Wir sind verwandt,
verschwistert, verbrüdert mit der alten Erdmutter Gaia, mit ihren
herrlichen tiefgründigen Erscheinungen. Würden wir uns öfters in
die Natur zurückziehen, in ihr das suchen was uns Verloren gegangen
ist, würde unser Sein wieder überflutet werden von jener gesunden
Entzückung und Ekstase, die weit über allem Reichtum und Wohlstand,
Gier und Neid, Fremdenhass und kriegerischen Gedanken erhaben ist.
Dann erkennen wir das sie die Allmächtige, lebende Mutter Natur,
weit mehr ist, als nur das was wir annehmen, als das was uns unsere
läppische, bürgerliche Erziehung lehren möchte. Weg von der
Sandalenphilosophie unserer Väter und Mütter und hinein in die
Tiefen der Natur, mit ihr Denken und leben das bedeutet Mensch sein.
Wir müssen wieder neu sehen lernen dann werden wir auch wieder
tiefer Erkennen lernen. Das Natur in ihren Tiefen die sprachliche
Offenbarung der Allseele ist. Diese herrliche äußere Natur sollen
wir wieder als einen Weg ansehen, der es uns ermöglicht in unsere
eigene innere Natur einzudringen. Erkennen wir wieder ihre Sprache,
lernen wir wieder in ihr zu Lesen wie in einem großen
Schöpfungsalphabet was sie ja auch ist. Wir stehen heute wie
Analphabeten vor ihrem großen Werk, nicht in Wissenschaftlicher
Sicht, die ist zu engstirnig, in philosophischer Sicht, müssen wir
wieder lesen lernen. Nietzsche schrieb einmal: ein Buch ist wie ein
Spiegel, wenn ein Affe hineinblickt, kann kein Prophet heraus
schauen. So ist es auch mit dem Buche der
Natur, wir wollen verstehend in ihm
Lesen. Voller Andacht möchten wir ergründen, die tiefe eines
Waldsees, dies Augen der All- und Altmutter, sie können uns das neue
Sehen lernen. Die Bäume an den Ufern des Waldsees, sind es nicht die
Brauen und Wimpern unserer wirklichen Mutter, der Mutter aller
Mütter? Das Rinnsal oder der fließende Bach der den Waldteich
füllt, ist er nicht die Ader der Altmutter? Gönnen wir uns ruhig
die Zeit bei der großen Schöpferin , ein wenig zu verweilen, dies
ist wie ein Weihedienst.
Wir haben sie genug getreten, wir
sollten ihr endlich wieder mit Respekt begegnen.
hukwa